Standpunkt zu den Corona-Protesten

Standpunkt des Vorsitzenden

Ich nehme Bezug auf die Berichterstattung der Sächsischen Zeitung u.a. vom 12.05.2020 (► hier und ► hier). Daraus ergeben sich auch für den Vorstand des CDU-Stadtverbandes Meißen eine Reihe von Fragen: Wie gehen wir mit den sogenannten Corona-Protesten um? Ist diese Form des Protestes legitim? Ist die Kritik an den Corona-Auflagen berechtigt?

Zuallererst: Jeder Bürger hat prinzipiell das grundgesetzlich garantierte Recht, seine Meinung öffentlich in Form von Versammlungen und Demonstrationen zu äußern. Die Wahrnehmung dieses Rechtes ist nicht kritisierbar, wenn die gesetzlichen Bestimmungen hierfür eingehalten werden.

Angefangen von der ► Bundesregierung über die ► Sächsische Staatsregierung bis hin zur ► Kreis- und ► Stadtverwaltung befinden sich die Entscheidungsträger in einem ständigen Zielkonflikt aus Lagebeurteilung, sich ständig aktualisierenden Erkenntnissen aus der Wissenschaft und eines funktionierenden, öffentlichen Lebens sowie einer Wirtschaft, welche Einkommen und Versorgung der Bevölkerung gewährleisten soll.

Ich bin sicher, dem aufmerksamen Beobachter fällt auf, wie sehr sich dabei unsere Gesellschaft im Zeitraffertempo weiterentwickelt hat, um wieviel offener und öffentlicher die Diskussion in der Wissenschaft geführt wird, um wieviel mehr die Verantwortlichen auch die digitalen Medien nutzen, nahezu täglich Ihre Entscheidungen zu erläutern und zu begründen und wie transparent die Wege gestaltet werden sollen, aus dem sogenannten Lockdown bspw. mit Hilfe einer Ampel-Lösung nachvollziehbar herauszufinden.

Das ist ein Prozess des ständigen Hinzulernens, ohne jemals sagen zu können: Jetzt wissen wir alles. Für die Entscheider und für die Bevölkerung. Hier muss man den Meißnern für ihr bis heute sehr kooperatives Verhalten danken und kann sich nur wünschen, dass dieses Verhalten im Interesse aller Meißner weiterhin diszipliniert durchgehalten wird. Überhaupt haben die Menschen auf Grund der medialen Berichterstattung vernünftig reagiert und bereits die sozialen Kontakte reduziert, bevor es die amtliche Kontaktbeschränkungen gab. Es gilt diese Vernunft und dieses Augenmaß beizubehalten für eine lebenswerte und zukunftsfähige Stadt. Herbeizwingen kann man das leider nicht. Ein Virus läßt sich weder rhetorisch überrumpeln, noch moralisch in den Senkel stellen. Ironischerweise verschaffen übrigens gerade die Erfolge der zeitlich begrenzten Einschränkungen unserer Grundrechte die Möglichkeit zu demonstrieren und schnellere, umfangreichere Lockerungen seitens der Bundes- und Staatsregierung ins Auge zu fassen.

Situationen wie diese sind stets von Unsicherheit gekennzeichnet. Ich bedauere sehr, wenn man der Presse entnehmen muss, dass populistische und extremistische Trittbrettfahrer von den Rändern des demokratischen Spektrums eine notwendigerweise schrittweise und zeitversetzte Herangehensweise zur Diffamierung der Entscheider und Mandatsträger für politische Geländegewinne nutzen möchten. Zeigen wir ihnen bei allen berechtigten Sorgen um die wirtschaftliche Existenz und dem Wunsch nach dem wieder ungezwungenen Umgang miteinander die "kalte Schulter" und stecken wir unsere Kraft in die Wiederbelebung unserer Stadt. Ein ganz kleines Beispiel:

Im “Weinladen” wurde an uns der Wunsch heran getragen, die Elbstraße für den Autoverkehr stundenweise zu schließen, um die Gastronomie auf die Straße verlegen zu können und somit den Gästen den ungestörten Genuss zu ermöglichen. Auf unser Anraten organisierte der "Weinladen" eine Blitzumfrage unter den Gastronomen der Elbstraße und wir haben deren Votum über die Fraktion in den Stadtrat eingespeist und in der Ausschusssitzung am 13. Mai erneut angesprochen. ► Das Ergebnis ist ab Montag sichtbar.

Ich möchte mich wiederholen: Demonstrationen sind ein verbrieftes Grundrecht, um seine Meinung in der Öffentlichkeit auszudrücken. Für den Erfolg im Kleinen vor Ort kann ich jedoch aus eigenem Erleben empfehlen, mit den Parteien, Stadträten, Kreisräten sowie Abgeordneten im Landtag und Bundestag mit konkreten Vorstellungen das sachliche Gespräch auf Augenhöhe zu suchen. Auch der CDU-Stadtverband Meißen steht dafür mit seinen Möglichkeiten zur Verfügung. Gemeinsam für Meißen.

Mit besten Grüßen und bleiben Sie gesund!

Ihr S. Gläser

Link: ► Ministerpräsident Michael Kretschmer stellt sich Fragen von Gegnern der Corona-Maßnahmen